Meine Schreibbiografie

oder: Wie ich wurde, was ich schreibend bin

Erstmal Leseratte

Am Anfang war das Wort. Das gelesene. Bevor ich schrieb, las ich. Ich musste erst lesen und was erleben, bevor ich Stories niederschreiben konnte. Ich war lesesüchtig, ich las wirklich mit der Taschenlampe unter der Bettdecke bis nachts um zwei Uhr.

Wie allgemein bekannt, erhält man durch Lesen einen guten Wortschatz. Ich liebte das Fach Deutsch und wurde führend in Deutschaufsätzen. Das ging später im Gymnasium so weit, dass mein jüngerer Bruder sich die vorgelesenen Musteraufsätze seiner Schwester anhören musste, der Ärmste. Mit 12 Jahren hatte ich auch schon mal einen 2. Preis einer Jungenzeitschrift gewonnen, die mein Bruder abonniert hatte. Da musste man zu Comiczeichnungen einen lustigen Text dazu erfinden. Mein Preis war übrigens ein Tischfussballspiel.

 

Dann gab es damals so Europawettbewerbe: da gewann ich immer tolle Bücherschinken, einen mit einem fiktiven Briefwechsel mit einer Griechin, bei der wir feststellten, was unsre Länder verbindet - sollte mal die Merkel lesen. Dafür hielt ich sowas wie Mathematik und Chemie für überflüssig, wusste ich doch schon seit meinem 13. Lebensjahr, was ich werden wollte: Journalistin! Damals hatte ich nämlich eine Fernsehreportage über die Journalistin Corinne Pulver, die Schwester der Lilo, gesehen.

 

Zielstrebig verfolgter Berufswunsch: Journalistin

Erste Gehversuche: Fußballberichterstatterin

Eines Tages, ich war 16, sagte mein Vater zu mir: „Du willst doch immer Journalistin werden! Bei der Passauer Neuen Presse suchen sie jemanden, der über die Fußballspiele der A-Klasse berichtet.“

Das war so reingeworfen eine gute, harte Schule. Ich fuhr mit dem Verein sonntags zu den Auswärtsspielen, musste bis 18.00 Uhr druckreif auf ein angewähltes Tonband in der Redaktion sprechen. Zwei Jahre lang machte ich das, verdiente gutes Taschengeld, damals 25 Pfennige für eine Zeile. Ich verkaufte  denselben Bericht oft ein zweites Mal an die Heimatzeitung des Fußballgegers, interviewte bei Freundschaftsspielen so Größen wie Eusebio und Grabowski; aber nicht den Beckenbauer, der gab mir arrogant einen Korb für meine damals gerade entstehende Schülerzeitung, bei der ich auch Gründungsmitglied war. Aber ich war schon vorher 1860-München-Fan! Ach ja: die Fußballer beschwerten sich immer, dass meine Artikel zu feuilletonistisch wären.

Parallel war ich dann Chefredakteurin, Anzeigenleiterin, Alles-allein-Schreiberin der SV Gendorf Nachrichten zur Zeit des berühmtesten Vereinsmitgliedes, des Gold-Speerwerfers Wolfermann. Auf einem Lehrgang für Sportschreibende lernte ich übrigens dann meinen späteren Mann kennen.

 

Schlüsselerlebnis: Fernsehstar mit 18


Im Gymnasium war ich natürlich in der Theatergruppe. Und als Fan des absurden Theaters schrieb ich selbst Stücke. Und zwar in den langweiligen Stunden wie Sozialkunde oder Physik - die Lehrer glaubten wohl, ich schreibe fleißig ihren Stoff mit. Hochdramatische, tragische Stücke waren das damals.

Dann gab es da so einen Aufruf, ein Fernsehspiel einzusenden. Ich hatte ja bereits ein solches Selbstmordstück fertig: "Das Gesellschaftsspiel", das auf einer Party spielte und bei dem am Schluss fünf von sechs Protagonisten tot sind und man nicht genau weiß, ob durch Selbstmord, Mord oder Unfall. Das sandte ich schnell ein und fuhr in ein Jugendzeltlager nach Frankreich.

Dort erhielt ich aufgeregte Anrufe von Eltern und dem Süddeutschen Rundfunk, die als erstes das Stück produzieren wollten. Dann wurde es spannend:

  • Abbruch des Ferienaufenthaltes,
  • Ankunft in Stuttgart, Abholung durch Chauffeur,
  • Aussuchen zusammen mit dem Regisseur der Schauspieler,
  • Teilnahme an der Aufzeichnung,
  • Interviews bei den großen Fernsehzeitschriften, bei meiner Heimatzeitung:
  • kurz, ich war noch vor dem Abitur eine Regionalberühmtheit und wusste dabei: Ich muss zum Fernsehen, aber nicht als Schauspielerin, die, wie ich miterlebte, 23mal  denselben Take wiederholen musste, das war mir zu abhängig. Mich faszinierten die Berufe hinter der Kamera und die Möglichkeiten des Mediums. In der Jury saßen übrigens so Größen wie Hellmut Karasek und Peter Handke und Tobias Brocher. Zwei Jahre später wurde mein Fernsehspiel wiederholt und ich bekam für jede Sende-Minute ordentliches Geld! 

Theaterstücke statt Abiturrede

Kein Wunder, dass meine Klasse nicht die übliche Abiturfeier veranstaltete, sondern zwei andere Stücke von mir unter meiner Regie zum Schulabschluss aufführte, öffentlich in einem vollbesetzten Theater mit 400 Leuten, in Burghausen in der Altstadt!  (Fotos oben). Wir wollten nur Spenden und nahmen reichlich ein, da waren 10- und 20-Mark-Scheine darunter, so das wir auch auf über 400 DM kamen für echt happige, nächtliche Partystreifzüge zur Feier des Abiturs.

Studium verdirbt den Stil

Im Studium fühlte ich mich mit meiner Kreativität  schon manchmal gefangen. Kreative Höhenflüge waren verpönt, wenn man das nicht mit Sekundärliteratur, also Ergebnissen anderer Leute, untermauern konnte!

Nach vier Semestern war ich so frustiert, dass ich mich bei der Deutschen Journalistenschule in München bewarb, bei 1.200 Bewerbern unter die letzten 12 kam und vom damaligen Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung für meine Reportage über unseren schrulligen Wirt des örtlichen Gasthauses gelobt wurde. Das waren dann vor Ort happpige Prüfungen, man nahm nur die ersten drei Bewerber. Ich wurde Vierte. Aufgrund meines schlechten Gesichtergedächtnisses bei der Pressefoto-Wieder-erkennung. Doch in der Jury bot mir das Mitglied des Bayerischen Rundfunks dafür eine Hospitanz an. Wieder mal Glück im Unglück.

 

Neben dem Studium arbeitete ich als feste freie Mitarbeiterin vor allem bei "Die Sprechstunde" mit Antje-Katrin Kühnemann. Ich war so etwas wie Mädchen für alles, schrieb zunächst Ansage- und Pressetexte für die Fernsehzeitschriften, beantwortete Zuschauerpost, organisierte später als Produktionsleiterin komplizierteste Außen- und Live-Übertragungen- kurz, war eine Luxusstudentin, die damals schon 120 DM/Tag verdiente. Brauchte ich mehr Geld, ging ich mehr Tage ins Studio nach Unterföhring, fuhr meinen eigenen kleinen, gebrauchten R5er und brauchte deshalb 16 Semester bis zum Abschluss mit dem Dr.phil. (eigentlich 20 Semester, da waren vier ohne Scheine dabei!) 

Wie mich "Cosmopolitan" als Anekdotenschreiberin entdeckte

Eines Tages traf ich Chefredakteurin Ute Dumitrescu von Cosmopolitan, damals in Deutschland neu auf dem Markt: "Sagen Sie mal, Sie können so unterhaltsam erzählen - wollen Sie das nicht bei uns als Glosse veröffentlichen?" Das war die Story, warum ich meinen Mann nach einer Motorradtestfahrt heiratete.

So wurde ich die Partnerschaftsglossenautorin für Cosmopolitan - zu 1.500 DM damals pro gedruckte Story! Das waren noch goldene Zeiten für Freie. Als ich der großen Margrit Sprecher von "Weltwoche" in Zürich davon erzählte, kam spontan: "Aber das können Sie bei uns auch schreiben", und das Gleiche passierte mir bei einem Gespräch mit dem damaligen Herausgeber Dr. Felix Gamilschegg damals von der "Furche" in Wien. Ich verkaufte also praktischerweise eine Story dreimal! Das hieß aber: Bei "Cosmopolitan" Sex rein - bei der "Furche" Sex raus, denn die Furchhe ist so etwas wie es der Rheinische Merkur war.

Teilnahme am Klagenfurter Publizistikpreis

Die Sache mit der Einladung zum

Klagenfurter Publizistikpreis

sowie auch, wie ich zu meinem "Dr."-Titel kam, bei dem ich gar nie abschreiben konnte, so neu und einmalig war mein Dissertationsthema über "Die Werkbiliothek und ihre Benutzer" - das alles kann man gut nachlesen auf:

http://pagewizz.com/arlequina-wizzografie-am-anfang-waren-die-woerter/

 

Fortsetzung folgt, nämlich Kapitel wie:

Das erste Buch

...und die weiteren Bücher

Hauptberuf und Broterwerb bleibt Journalismus

Jetzt auch online-Schreiben